Sie wünschen eine Haarverpflanzung, aber wissen nicht in welcher Klinik? Erfahren Sie hier, worauf Sie bei der Wahl von Spezialisten achten müssen.
Es gibt bei einer Haarverpflanzung keine Garantie für ein gutes Ergebnis. Selbst in einer Haarverpflanzung, in der alles richtig gemacht wurde, kann das Resultat unbefriedigend sein, weil die individuelle Anwuchsrate schwankt.
Dennoch oder gerade deshalb sollte der Haarchirurg bzw. die Haarchirurgin alle Regeln der Kunst vor, während und nach der Haarverpflanzung einhalten.
Patienten, die eine Eigenhaartransplantation ins Auge fassen, sollten entsprechend die Klinik mit Bedacht wählen und sich nur bei wirklichen Spezialisten die Haare transplantieren lassen. Diese zu erkennen und auszuwählen fällt oftmals schwer.
Die Schweizerische Gesellschaft für Haartransplantation empfiehlt, dass die Betroffenen bei der Wahl ihrer Klinik für Haarverpflanzung drei einfache Grundsätze einhalten:
1. Haarverpflanzung nur bei spezialisierten Medizinern!
Wirkliche Spezialisten für Haarverpflanzung sind heutzutage Ärzte.
Aus Sicht der Schweizerischen Gesellschaft für Haartransplantation ist die moderne Haarverpflanzung ein medizinischer Eingriff, der in seinen wesentlichen Teilen nur von Ärzten mit entsprechender Spezialisierung durchgeführt werden sollte. Den Vergleich der Haarverpflanzung mit 'Tattoo oder Piercing, die ja auch im Studio von Nichtärzten durchgeführt werden', lehnen wir ab, und zwar aus mehreren Gründen:
Eine moderne Haartransplantation ist zwar schonend. Sie dauert aber meist mehrere Stunden. Eine lokale Betäubung über mehrere Stunden sollte grundsätzlich nur von einer ärztlich ausgebildeten Person verabreicht werden. Nur persönlich im OP ständig anwesende Ärzte können hier die elementare Patientensicherheit gewährleisten.
Haarverpflanzung ist zwar minimal-invasiv. Doch bei allen Methoden (FUE, FUT, Punch) dringt der Operateur mit seinen Instrumenten während der Entnahme durch die Unterhaut bis zum Fettgewebe hindurch. Damit erreicht der Eingriff die volle Wundtiefe (‚full-depth wound’) – nur Mediziner sollten in dieser Tiefe tätig sein und zwar nur echt spezialisierte Mediziner.
Die Durchdringung der Haut in voller Tiefe dient in der Haarverpflanzung dazu, eine gesundheitliche Beeinträchtigung zu beseitigen – eine ärztliche Kernaufgabe. Für Haarverpflanzung besteht im Gegensatz zu vielen Eingriffen der Schönheitschirurgie meist sogar eine medizinische Diagnose (androgenetischer Haarausfall, Narben). Auch deshalb gehört die Haartransplantation nur in die Hände von Medizinern.
Eine Haarverpflanzung kann nicht rückgängig gemacht werden, es sind höchstens Korrektureingriffe möglich, und auch das nur nach fachgerechter Erstbehandlung. Schreitet der Haarausfall um die behandelten Zonen zu stark fort, bleiben da, wo Geheimratsecken und Tonsuren behandelt wurden, nur die verpflanzten Haarinseln zurück – ein geradezu entstellendes Bild. Nur ärztlich geschulte Spezialisten der Haarverpflanzung haben das Fachwissen, um diese Langzeitprobleme zu verhindern.
Für eine gute Qualität der Haarverpflanzung ist die Weiterbildung in Fachgesellschaften unabdinglich. Nicht-ärztliches Hilfspersonal ist weltweit von den Kursen der Fachgesellschaften der Haarverpflanzung, also von dem Ort, an dem die neuen Techniken erlernt werden können, ausgeschlossen. Nur ärztliche Spezialisten sind in der Lage, mit dem raschen Fortschritt im Fachgebiet der Haarverpflanzung mitzuhalten.
Spezialisierte Mediziner führen eine Haarverpflanzung nur bei Patienten, deren Haarausfall sich stabilisiert hat, durch. Bei allen anderen kommt eine Haartransplantation gar nicht oder nur mit einer begleitenden medikamentösen Therapie in Frage. Nicht-ärztliches Hilfspersonal darf keine wirksamen Therapien verschreiben und tendiert dazu, mangels Ausbildung 'aus persönlicher Überzeugung' Ratschläge zu erteilen. Nicht-ärztliches Hilfspersonal kann und darf aber mangels ärztlicher Ausbildung keine fundierten Empfehlungen zu Therapien abgeben.
Vor jeder Haarverpflanzung muss sichergestellt werden, dass nicht eine Form von Haarausfall vorliegt, die den Eingriff ausschliesst. Eine solche tritt manchmal gleichzeitig mit dem vererbten Haarausfall auf und kann nur von ärztlichen Spezialisten erkannt werden. Nicht-ärztliches Hilfspersonal hat nicht die Ausbildung, um bei Haarausfall eine medizinische Diagnose zu stellen.
Mediziner sind an die ärztliche Ethik gebunden. So werden sie eher zögern, ihre Patienten mit veralteten Methoden zu behandeln, wenn es nachweislich weniger schädliche Techniken gibt. Spezialisierte Mediziner werden auch weniger bedenkenlos junge Patienten ohne stabilisierten Haarausfall operieren.
Die Schweizerische Gesellschaft der Haartransplantation unterstützt das Prinzip, dass heutzutage nur noch Ärzte mit entsprechender Erfahrung eine Haarverpflanzung durchführen sollen. Damit propagieren wir für die Haarverpflanzung in der Schweiz die 'Best Practice' der internationalen Fachverbände. Demnach sollen nur spezialisierte Ärzte die wesentlichen Teile des Eingriffs durchführen.
Wir raten von einer Haarverpflanzung durch nicht-ärztliches Hilfspersonal – ob in Eigenregie oder im Auftrag eines Arztes bzw. einer Klinik – entschieden ab. Die Vorstellung, dass Ärzte, die eine Haartransplantation an ihr Hilfspersonal delegieren, während den stundenlangen Eingriffen im OP zugegen sind um die Patientensicherheit zu gewährleisten, empfinden wir als völlig realitätsfremd.
Eine Haarverpflanzung mittels der modernen FUE-Technik verheilt zu kleinsten, vom blossen Auge kaum sichtbaren Punkten. Dies ist gerade für jüngere Männer, die sehr kurze Haarschnitte wünschen oder bzw. nicht ausschliessen möchten, ein wichtiges Argument.
Nun bieten Zentren für Haarverpflanzung im Ausland preislich attraktive FUE Behandlungen mit 4000 Grafts und mehr an. Die Zentren werden auch 'FUE mills' oder 'FUE Fabriken' genannt, weil dort kostengünstiges Hilfspersonal sehr grosse FUE Haarverpflanzungen – quasi im Akkord – durchführt.
Das Problem einer Haarverpflanzung aus der FUE Fabrik ist mitnichten das Resultat. Dieses ist wegen der grossen Zahl verwendeter Grafts oft ganz in Ordnung. Das Problem liegt vielmehr im Spendergebiet. Bei einer sehr grossen FUE-Haarverpflanzung besteht das Risiko, dass das gesamte Spenderhaar auf einen Schlag verpflanzt wird. Eine Reserve für Korrektureingriffe bleibt dann nicht übrig.
Geht der Verlust des unbehandelten Haars nach der Haarverpflanzung weiter, bilden sich Inseln mit verpflanzten Haaren, die mangels Reserve an Spenderhaar nicht mehr korrigiert werden können. Dass die einst 'gelungene' FUE-Haarverpflanzung eigentlich völlig überdimensioniert war, erkennen die Betroffenen erst viel später. Sie sind dann durch die Haarverpflanzung unumkehrbar entstellt, was gerade bei jungen Patienten besonders tragisch ist.
In letzter Zeit häufen sich weltweit die Fälle, bei denen nach dem Eingriff in der FUE Fabrik das Spenderhaar so stark 'abgeerntet' wurde, das nunmehr am Hinterkopf eine lichte Fläche entsteht. Die Glatze "oben" wird durch eine Glatze "hinten" ersetzt. Betroffene werden oft von Aussenstehenden, die das unansehnliche Bild gar für eine Erkrankung halten, darauf aufmerksam gemacht. Korrektureingriffe, um die Spenderregion wieder aufzufüllen, sind naturgemäss nicht möglich: Das Spenderhaar ist ja dann weg, für immer und unumkehrbar.
Das Tragische dabei ist: Eine überdimensionierte Haarverpflanzung ist komplett unnötig und ein grober Unfug. Den Patienten besonders grosse FUE Haarverpflanzungen anzudrehen dient allein dem Geschäft und ist das Geschäftsmodell der FUE Fabriken. Sie tun, als seien 4000 Grafts eine grosse Kunst, die nur sie beherrschen. Ausserdem preisen die FUE Fabriken das Ganze als besonders günstiges Angebot an. In Wahrheit ist die grosse Kunst in der Haarverpflanzung mit möglichst wenig Transplantaten ein möglichst gutes Resultat zu erreichen.
Die Schweizerische Gesellschaft für Haartransplantation warnt entschieden vor schlecht geplanten, überdimensionierten FUE-Haarverpflanzungen.
Wir warnen aber nicht grundsätzlich vor grossen FUEs im In- oder Ausland. Spezialisten für Haarverpflanzung sind auch im Ausland als solche erkennbar und führen keine FUE Fabriken. Ob im In- oder Ausland: Lassen Sie sich eine Haarverpflanzung nur von entsprechend spezialisierten, medizinisch ausgebildeten Haarchirurgen und -chirurginnen durchführen.
Medizinisch ausgebildete Spezialisten für Haarverpflanzung wenden nur eine der beiden anerkannten Entnahmetechniken, die FUT-Methode (Streifenentnahme) oder die FUE-Methode (Einzelhaarentnahme) an. In der Haarverpflanzung lösen nur diese beiden Methoden das Versprechen ein, zugleich naturgetreue, dauerhafte Ergebnisse zu erzielen und schonend zum Spendergebiet sein. Daher haben sich diese Entnahmetechniken in den letzten 15 Jahren weltweit durchgesetzt.
Dagegen gilt heute die Haarverpflanzung mittels Punch, bei der Kopfhautinseln ('Mini- oder Mikro - Grafts') aus dem Spendergebiet entnommen und zu Transplantaten präpariert werden, als veraltet. Es gibt auch keine anerkannten Innovationen, die auf den Punch zurückgreifen.
Zwar kommt das Resultat der Haarverpflanzung mittels Mini- oder Mikro-Grafts vom Umfang und von der Dichte her nicht an das Ergebnis einer FUE- oder FUT-Haarverpflanzung heran.
Doch das wirkliche Problem jeder Form von Punch-Haarverpflanzung liegt im Spendergebiet: Die relativ grossen Löcher, die der Punch hinterlässt, verheilen eben
auch zu relativ grossen, kreisförmigen Narben. Diese ziehen die verbleibenden Spenderhaarwurzeln stark in Mitleidenschaft -- entgegen anders lautender Behauptungen.
Spätere Korrektureingriffe sind mangels Spenderhaar oft nicht oder nur beschränkt möglich. Punch-Techniken gelten daher als nicht nachhaltig.
Es gibt im Jahr 2016 keinen guten Grund mehr, eine wie auch immer genannte Punch-Technik bei androgenetischem Haarausfall anzuwenden. Im Einklang mit Experten für Haarverpflanzung weltweit rät die SSHRS nur noch die beiden anerkannten Techniken FUE und FUT für die Entnahme anzuwenden. Lassen Sie daher eine Haarverpflanzung nur mittels FUE oder FUT von entsprechend spezialisierten, medizinisch ausgebildeten Haarchirurgen und -chirurginnen durchführen.
FRAGEN? Gerne beantwortet die SSHRS Ihre Fragen zu den Zielen und Aktivitäten der Schweizerischen Gesellschaft für Haartransplantation
SSHRS.
Die SSHRS bietet jedoch keine Patientenberatung an. Anfragen von Betroffenen, die auf eine Beratung oder Empfehlung im Bereich der
Haarverpflanzung in der Schweiz oder im Ausland zielen, können wir leider nicht beantworten. Unsere Mitglieder bieten aber kostenlose oder kostengünstige Beratungsgespräche zur Haarverpflanzung
an.
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